Sonntag, 29. Juni 2014

29. Juni, Ingolstadt

Bin zurück in der Komfortzone. Die Haare sind geschnitten und die Fingernägel sauber. Das Essen wird wieder im Kühlschrank aufbewahrt und nicht mehr auf dem Baum. Die Zubereitung erfolgt auf dem Herd mit vielen Töpfen, Pfannen und Kochutensilien und der Spirituskocher hat erst mal Pause. Sauberes Wasser kommt jederzeit in der gewünschten Temperatur aus dem Wasserhahn. Ich weiß das alles sehr zu schätzen, würde aber sofort mit jedem Wanderer tauschen, der sich gerade über die Felsen in Pennsylvania weiter Richtung Maine kämpft.
Womit auch schon die Frage beantwortet wäre, ob ich irgendwann auch den nördlichen Teil des ATs laufen will. Ja, will ich, sind ja nur noch 1.167 Meilen bis Mount Katahdin :-).  Wann und wie wird sich ergeben, es besteht kein Grund zur Eile, da man auch im vorgeschrittenen Alter noch auf dem AT unterwegs sein kann: Eine der tollesten Bekanntschaften, die ich auf dem Trail gemacht habe, war mit der Wanderin "drag'nfly". Das Golden Girl des AT wird jetzt dann 74, hat einen staubtrockenen Humor  und wenn sie es bis Maine schafft - was ich ihr von Herzen wünsche - ist sie älteste Frau, die einen "thru-hike" bewätligt hat.
Von mir gibt's jetzt zum Abschluss noch ein paar Fotos und ein herzliches Dankeschön an alle, die mich unterwegs mit Kommentaren und emails immer wieder aufgemuntert haben! Das hat mich sehr gefreut und motiviert, meine müden Knochen weiter durch den Wald zu schleppen.

Mit Tina in Atlanta auf dem Weg zum Shuttle in die Wildnis
Drag'nfly mit Hiking Freundin Freckles

Tina und ich an der 100 Meilen Marke


Im nächsten Leben werde ich auch Hostel Besitzer...

Slackpacking ist super - vor allem mit Batman Rucksack

wer fleissig wandert, darf sich auch den größten Burger bestellen

Hydro freut sich über Schoko-Pudding Trail Magic

Schildkröte trifft Quietsche-Ente

King Snake - die tut nix

Neon geniesst es, die 700 Meilen Marke erreicht zu haben

Bär in Shenandoah
Sonnenuntergang in Shenandoah
Mein Rucksack an der 1000 Meilen Marke

Samstag, 21. Juni 2014

21. Juni, Washington D.C.

Mit 4,5 Stunden Verspaetung habe ich es gestern doch noch nach Washington geschafft. Der Trail lehrt einem aber, das beste aus den jeweiligen Gegebenheiten zu machen und so habe ich noch einen schoenen, entspannten Tag in Harpers Ferry verbracht. Ich habe eine sehr gute Eisdiele entdeckt und noch mehr Hiker getroffen. Darunter auch ein Paerchen, das ich seit den Smoky Mountains nicht mehr gesehen habe. Die Wiedersehen sind immer sehr herzlich und es ist schoen, wie sich jeder fuer den anderen freut, es so weit geschafft zu haben.
Und noch eine interessante Sache habe ich gestern beobachtet. Es gibt Menschen, die ihre Freizeit damit verbringen , in Campingstuehlen auf Bahnsteigen zu sitzen und dann mit wirklich exquisiten Fotoapparaten Fotos von vorbeifahrenden Gueterzuegen zu machen. Ja geht's noch...
Zumindest hatte ich gestern noch Zeit fuer einen laengeren Abendspaziergang durch Washington und was ich bisher gesehen habe, gefaellt mir sehr gut. Ich war am Weissen Haus, am Washington Monument und am Lincoln Memorial. Heute moechte ich auf jeden Fall noch ins American Indian Museum.
Somit mache ich mich nun in Wanderklamotten und -schuhen wieder auf in den Grossstadtdschungel. Als Handtasche dient mir gerade eine dezente braune Papiertuete der Appalachian Trail Conservancy... Zum Glueck sind die Amerikaner ja auch nicht immer stilsicher unterwegs. Wer sich mal richtig gruseln will, google mal "Walmartians".
Und hier gibt's auch endlich mal wieder einige Fotos, ich hoffe, sie gefallen euch:
Tinker Cliffs
Tropfsteinhoehle "Grand Caverns"

Cross Keys Weingut

Am MacAfee Knob  

kleiner See entlang des Weges in Virginia

hier geht's lang
Reh in Shenandoah

Blick ins Shenandoah Valley
Shenandoah River
 

bei der Appalachian Trail Conservancy in Harpers Ferry
Blick von Harpers Ferry ueber den Shenandoah River



Da wohnen die Obamas
Lincoln Memorial
World War II Memorial

Freitag, 20. Juni 2014

20. Juni, Harpers Ferry

Mein Zug nach Washington hat vier Stunden Verspaetung. Da wird einem ja die deutsche bahn fast wieder symphatisch. Somit habe ich noch Zeit mir ein bisschen Harpers Ferry anzuschauen und noch einen kleinen Rueckblick auf  Virginia zu schreiben. Angeblich hoeren  20% aller Hiker in Virginia auf, weil sie es so langweilig finden.  Ok, man kommt ueber 500 Meilen an keine Staatsgrenze, aber sonst fand ich es sehr schoen hier. Man laeuft auch mal ueber Wiesen und Weideland und mit McAfees Knob liegt einer der schoensten Flecken des ATs in Virginia. Auch die letzten Tage in Shenandoah haben mir sehr gut gefallen. Die Anstiege werden moderater, man schafft mehr Meilen am Tag und hat immer wieder schoene Ausblicke auf saftig gruene Huegel und Taeler. Ausserdem sieht man viele Tiere. Ich habe insgesamt sieben Baeren gesehen, darunter auch zwei Babybaeren, die sich gerade im Baeumeklettern uebten. In der Regel waren die Baeren sehr scheu oder uninteressiert. Nur der letzte Baer stand ploetzlich unerwartet nahe am Wegesrand und hat sich dann auch noch auf die Hinterbeine gestellt. Obwohl das ein tolles Foto geworden waere, habe ich mich doch fuer zuegiges Weiterwandern entschieden. Da im Nationalpark nicht gejagt wird, sind auch die Rehe ueberhaupt nicht scheu.Oft standen sie mitten auf dem Trail und haben sich erst in letzter Minute bequemt, in den Wald zu traben. Ein ganz vorwitziges hat uns sogar in unserem Zeltlager besucht. Und noch was ist super in Shenandoah. Da die Gegend aufgrund der Panoramastrasse sehr touristisch ist, kommt man einmal am Tag an einem Restaurant, Grillroom oder zumindest einem Andenkenladen vorbei, der ausser Plueschbaeren, Baerentassen und Baerenkuehlschrankmagneten auch snacks und kuehle Getraenke im Angebot hat. Da kann man ganz einfach seinen Energiehaushalt nochmal um 1000 Kalorien erhoehen. Ich gehoere jetzt nicht dazu, aber einige Wanderer sind auf dem Trail ganz schoen abgemagert und kommen wahrscheinlich als wanderndes Skelett in Maine an. Mein Mitwanderer Miracle laesst sich schon super kalorienhaltige Bodybuilder Proteinpuelverchen schicken, um weiteren Gewichtsverlust zu vermeiden.  Mein Taktik war eher, auf den Speisekarten zu schauen, was mehr Kalorien hat. Also Buttermilchpfannkuchen (750 kal.) statt Buchweizenpfannkuchen (250 kal.), dazu noch einen Erdbeervanillesmoothie (500 kal) und der naechste Berg kann kommen.  Wir nur schwierig werden, ab sofort wieder "normal" zu essen. So, jetzt schau ich mal, was Harpers Ferry noch zu bieten hat und dann kommt hoffentlich der Zug, nicht dass ich noch nach Washington laufen muss.

Donnerstag, 19. Juni 2014

19. Juni, Harpers Ferry

Da ich die letzten Tage schwer mit dem Endspurt nach Harpers Ferry beschaeftigt war, habt ihr laenger nichts von mir gehoert. Bin heute nachmittag zwar recht zerstochen, ansonsten aber gesund und munter hier angekommen. Nach Dusche und einer grossen Portion Lasagne freue ich mich nun auf eine Nacht in einem richtigen Bett im sehr netten Teahorse Hostel. Mehr wenn ich ausgeschlafen bin und das beruehmte waffelfruehstueck hier genossen habe.

Freitag, 13. Juni 2014

13. Juni, kurz vor Elkton

Was soll ich sagen - heute den dritten Baeren gesehen, wie er seelenruhig ueber die Strasse (wo auch sonst?) marschiert ist. Diesmal ein eher kleiner, junger Baer. Ansonsten  waren die 20 Meilen heute gepraegt vom Regensachen an und wieder ausziehen.  Es regnet sehr warm, eigentlich verdampft der Regen gleich wieder sobald er den Boden  beruehrt.  Nach dem Regen haben die fiesen kleinen schwarzen Fliegen Hochsaison.  Von den Tieren, die ich auf dem Trail ueberhaupt nicht mag, stehen die ganz weit oben gleich hinter den Zecken. Schlangen und Spinnen werden mir auch nie so richtig ans Herz wachsen, obwohl es da auch voellig harmlose, ja sogar nuetzliche gibt. Erster Tagesordnungspunkt morgen: Ueberwanderung der 900 Meilen Marke.

Donnerstag, 12. Juni 2014

12. Juni, Shenandoah National Park

Nachdem ich ueber zwei Monate keinen Baeren gesehen habe,  waren es nun in den  letzten Tagen gleich zwei. Der erste in den blue ridge mountains, den zweiten heute im Shenandoah National Park. Und fuer beide haette ich nicht mal wandern muessen. Durch beide Regionen fuehren Panoramastrassen, fuer die Menschen, die lieber fahren als laufen. Der Trail kreuzt diese Strassen oefter und genau an diesen Kreuzungen sind die Baeren jeweils wieder zurueck in den Wald getrabt. Genaugenommen scheint die Strasse besser geeignet zum Tierebeobachten als der Wald. Ausser den Baeren habe ich dort auch noch einen Truthahn gesehen und eine lebensmuede Schildkroete,  die versucht hat, auf die andere Seite zu krabbeln . Ich habe sie dann natuerlich ruebergetragen, auch weil hier fuer amerikanische Verhaeltnisse sehr viele Radfahrer unterwegs sind. Und so eine ausgewachsene  Schildkroete unter'm Vorderrad ist jetzt kein Spass. Somit haben wir also gestern die Grenze zwischen Blue Ridge Mountains und Shenandoah ueberwandert. Das ganze bei leichtem Gewitter. Das richtig heftige kam dann abends und hat gleich die Stromversorgung  hier in der Gegend fuer mehrere Stunden lahmgelegt. Da waren wir aber zum Glueck schon im Trockenen.  Heute morgen war's dann entsprechend neblig und feucht. Bei dem Wetter sieht man dann noch ein anderes Tier recht haeufig und zwar den quietsch-orangen "cave salamander". Morgen soll das Wetter wieder besser werden, daher planen wir einen 20 Meilen Tag. Ausserdem muss ich mich auch langsam sputen, damit ich meinen Flieger nicht verpasse. Und noch einen Sightseeing Tag in Washington einlegen kann...

Sonntag, 8. Juni 2014

8. Juni, zero-day

So, heute war's mal wieder an der Zeit fuer einen Nichtwandertag, auch weil fuer den Nachmittag heftige Gewitter gemeldet waren.  Somit haben wir heute ein bisschen Virginia erkundet. Es gibt hier sehr viele Weingueter und wir waren heute auf dem sehr schoen gelegenen "Cross Keys" Weingut und haben an einer kleinen Verkostung teilgenommen.  Eine sehr willkommene Abwechslung vom Wanderalltag. Ausserdem gibt es einige Tropfsteinhoehlen.  Wir haben eine Tour durch die beeindruckend grossen "Grand Caverns" gemacht. Wirklich toll, die Hoehle ist 1,5 Meilen lang, somit sind wir doch ein wenig  gewandert, wenn auch unterirdisch. Morgen stehen 20 Meilen auf der Erdoberflaeche auf dem Programm, womit dann die 800 Meilen Marke geknackt wird.

Donnerstag, 5. Juni 2014

5. Juni, Basislager Harrisonburg

Basislager? Zusammen mit meinen beiden amerikanischen Mitwanderern Miracle und HYydro wohne ich nun fuer eine Woche in einer Ferienwohnung. Diese hat uns Miracles Frau Susan organisiert. Susan war die ersten 300 Meilen auch mit auf dem Trail, hatte dann aber genug vom Waldleben. Sie faehrt uns dann die naechstem Tage zum Trail und holt uns dann abends nach verrichteter Wanderarbeit  wieder ab. Es gibt also abends eine Dusche und ein richtiges Bett ! Da meine Tage auf dem Trail langsam zu Ende gehen, ist das vielleicht eine  ganz gute Wiedereingliederungsmassnahme. Nicht dass ich in Ingolstadt mich und meine Klamotten weiterhin im Fluss wasche und abends meine Isomatte auf dem Balkon ausrolle.   Gestern haetten es eigentlich einfache 20 Meilen von Cloverdale nach Buchanan werden koennen.  Gemuetliche Serpentinen, knieschonender weicher Waldboden. Gegen Mittag dann ein kleiner Regenschauer, anschliessend war's dann wie Wandern im Dampfbad, aber das Beste kam noch: Auf den letzten 1,5 Meilen hat uns noch Gewitter mit waschstrassen-aehnlichen Regenfaellen und Hagel erwischt. Zumindest habe ich waehrend des Gewitters meine erste Schildkroete auf dem Trail gesehen. Da sich der Weg in einen kleinen Fluss verwandelt hatte, hat sie sich offensichtlich sehr wohl gefuehlt. Im Gegensatz zu uns begossenen Pudeln...  Meinen ersten Baeren habe ich gestern wieder knapp  verpasst. Der Wanderer vor mir hat ihn gesehen, bis ich dann angeschnauft kam, war der Baer nur noch lautes Aesteknacken im Unterholz. Und noch eine Tiergeschichte zum Abschluss: An sich finde ich es ja sehr schoen, hier nicht von einem Wecker sondern von Vogelgezwitscher geweckt zu werden. Dann  gibt's aber einen Vogel namens  Whipperwill, der nicht zwitschert, sondern immer wieder die gleiche Tonfolge von sich gibt. Klingt eher wie ein nerviger Klingelton. Und das posierliche Tierchen ist nachtaktiv.  Vor einigen Tagen hatte ich einen dieser Piepmaetze in unmittelbarer Naehe des shelters sitzen . Um zehn hat er angefangen zu singen bis nach Mitternacht. Und um vier ging' s wieder los.  Dann habe ich auch den Eintrag im  Shelterbuch  verstanden : "would somebody please shoot the Whipperwill?"  Ich hab dann "yes please" druntergeschrieben.

Dienstag, 3. Juni 2014

3. Juni, Cloverdale

Zuerst einmal Alles Gute zum Geburtstag: Ulli A., Georg P. , Georg J., Anja, Max und  Claudia und alle anderen Geburtstagskinder der ERSTEN Junihaelfte, die ich evtl. vergessen habe. Diverse Leute haben mir erzaehlt, dass es nach Damascus viel einfacher wird. Ok, die Berge sind nicht mehr so hoch, dafuer moegen die Leute, die den Trail anlegen, anscheinend keine serpentinen. So geht der Weg oft schnurgerade und sehr steil den berg hoch. Der mit Abstand schwierigste Teil ging allerdings gar nicht bergauf sondern bergab: Der Abstieg von der Felsenformation " dragon's tooth", eine arge Kraxelei ueber  steile Felswaende. Ohne Rucksack haette es wahrscheinlich sogar Spass gemacht, mit dem Riesending auf dem Buckel war es aber schon eine echte Herausforderung heil unten anzukommen. Gleich danach habe ich noch die 700 Meilen Marke ueberwandert, somit  war  es Zeit fuer eine Belohnung: Essen im The Home' s  Place. Das restaurant hat keine Speisekarte, es werden einfach viele  Schuesseln mit feinen Sachen auf den Tisch gestellt und jeder nimmt sich was und wieviel er will.  Es war eine lustige Gaesteschaar, huebsch  angezogene amerikanische Familien, dazwischen die abgekaempften Wanderer. Haben sich aber alle gut verstanden. Am darauffolgenden Tag die naechsten Highlights, der  Felsvorsprung McAfee Knob und die Tinker cliffs. Von beiden Orten tolle Ausblicke ueber Virginia. Am McAfee Knob haben wir dann noch die Asche eines Wanderes verstreut. Hier die Story dazu: Der Mann  ist den Trail  gewandert und ist dann letztes Jahr mit gerade mal 60 Jahren an Krebs gestorben. Sein letzter Wunsch war,  dass seine Asche auf dem Weg verstreut wird .  Ich haette jetzt erwartet,  dass seine Familie diesem Wunsch bei einer Wanderung nachkommt. Statt dessen hat jedoch  seine Witwe seine Asche portionsweise in tupperdosen abgefuellt und diese in einem hiker hostel in hot springs  deponiert .   Der Hostelwirt hat dann seine  Gaeste gefragt,  ob sie eine Dose Asche mitnehmen und unterwegs verstreuen.  Mein Mitwanderer Hydro hat somit eine der Dosen 450 Meilen durch die Gegend getragen und wir haben wirklich einen der schoensten Plaetze auf dem Trail zum Verstreuen ausgesucht. Soviel an Trailgeschichten fuer heute, ich hoffe, dass ich die naechsten Tage mal wieder Fotos hochladen kann.

Donnerstag, 29. Mai 2014

29. Mai, the captain's place (20 Meilen hinter pearisburg )

Bin mittlerweile ueber 1000 km gewandert, davon ca 950 mit rucksack. An dopingmitteln bin ich bisher mit 2 ibuprofen ausgekommen. Dafuer sehr hoher  Verbrauch  an nussmix, m&m's und getrockneten cranberries.  Zu den 1000 kommen noch einige Fleisskilometer zu Aussichtspunkten, Feuerschutztuermen und insbesondere Wasserstellen. Das ist immer nochmal eine Herausforderung, wenn man nach einem langen Tag am shelter ankommt und das Wasser ist dann nochmal einen halben km  steile und matschige Serpentinen nach unten. Habe letzte Nacht auf dem grundstueck eines frueheren thru-hikers uebernachtet, der nun vorbeikommende Wanderer bei sich campen laesst. Sehr nett, allerdings  ist das ganze nur ueber eine art drahtseilbahn ueber einen fluss erreichbar. Sind aber alle gut  und vor allem trocken angekommen.

Mittwoch, 21. Mai 2014

21. Mai, Atkins


Nach einem ausgedehnten Bummel ueber die Trail Days in Damascus ging's letzten Freitag zurueck in die Wildnis. Aufgrund der ausgiebigen Regenfaelle der letzten Tage musste ich das erste Mal eine offizielle Appalachian Trail Umleitung laufen, da es einen Teil des Weges weggeschwemmt hatte. Ein ebensolcher Regenschauer beendete an diesem Abend unsere gemuetliche Lagerfeuerrunde - zum Glueck waren da die wichtigen Dinge wie Kochen, Essen, Zeltaufbauen bereits erledigt.
Auf die Gewitter folgte das naechste Wetterphaenomen und zwar der "Blackberry Winter". Aehnlich den Eisheiligen gibt's auch hier im Mai immer eine Kaelteperiode und zwar wenn die Brombeeren anfangen zu bluehen, womit auch schon der Name erklaert waere. Natuerlich waren wir in der Kaelte gerade auf den beiden hoechsten Bergen Virginias unterwegs - Whitetop Mountain und Mount Rogers. Ich bin das erste Mal seit vier Wochen wieder in Langarmshirt und Fleecejacke gewandert. Morgens war Frost auf dem Zelt und das Olivenoel in meinem Essensbeutel eingefroren... Ok, es hing auch die ganze nacht wegen der Baeren im kalten Wind auf einem Baum.
 In der Gegend um Mount Rogers gibt es wilde Ponies und wir hatten das Glueck eine Herde mit zwei Fohlen aus naechster Naehe zu sehen. Ausserdem gibt's dort auch einen Felsentunnel mit dem bezeichnenden Namen "Fat Man Squeeze". Nun, nach 500 Meilen ist niemand mehr 'fat" hier und das einzige was somit gequetscht wurde, waren unsere Rucksaecke, ansonsten sind wir alle problemlos durchgekommen.
Gestern abend nochmal ein besonderes Highlight und zwar habe ich in einem Shelter uebernachtet, der gleich neben einem Nationalpark-Besucherzentrum liegt. Von dort aus kann man einen Pizzaservice anrufen und sich Pizza liefern lassen. Eine sehr willkommene Abwechslung zu Pasta und Reis-Fix:



 Heute kleiner Zwischenstopp in Atkins, morgen noch gemuetliches Pancake Fruehstueck und dann geht's wieder in den Wald.

Und noch ein paar Bilder der letzten Tage:

Impressionen von den Trail Days in Damascus:

Diese nette Dame hat mir meinen Pony wieder auf vernuenftige Laenge gestutzt 




Zurueck auf dem Trail:
Wasserholen kann manchmal ziemlich aufregend sein


Im Anstieg  zu Whitetop Mountain
Shelter am Mount Rogers

Wilde Ponys am Mount Rogers:


 


Donnerstag, 15. Mai 2014

15. Mai, Abingdon

Sind nun in Abingdon, Naehe Damascus (Virginia). In Damascus beginnen heute die Trail Days, eine Art Woodstock fuer Wanderer. Es gibt Vortraege, viele Ausruester haben Staende und man trifft sicher sehr viele Leute wieder. Das werde ich mir heute mal anschauen, morgen moechte ich aber weiterwandern.  Obwohl man sich morgen umsonst die Haare schneiden lassen  kann, was bitter noetig waere.  Die letzten Tage sind wir durch wunderbare Landschaften gewandert. Am Watauga Lake und den Laurel Wasserfaellen vorbei. Das Wetter wurde immer schwueler, was dann natuerlich die ersten Gewitter zur Folge hatte. Vor dem ersten konnten wir uns noch im Auto eines Trail Angels verstecken, der uns vorher mit Kuchen gefuettert hatte.  Dann hat's uns aber voll erwischt,  wenigstens zum Zeltaufbauen war es aber trocken.  Auch wenn das Zelt super dicht haelt, bin ich froh , heute abend ein Dach  ueber dem Kopf zu haben. Ausserdem habe  ich mir neue Schuhe gekauft, da meine Fuesse durch die Wanderei groesser, insbesondere breiter geworden sind. Nachdem einige meiner Zehennaegel schon eine ungesunde blau-schwarze Farbe angenommen hatten, war es wohl Zeit dafuer. Ausserdem habe ich die Staatsgrenze von Tennessee nach Virginia ueberwandert und bin somit im vorletzten Staat meiner Wanderung angelangt. Ganz am Schluss geht's noch ein bischen durch West Virginia, dann habe ich fuenf Staaten durchwandert. Die, die den ganzen Trail laufen, haben dann noch immer neun  vor sich.

Samstag, 10. Mai 2014

10. Mai, Black Bear Ressort, Naehe Hampton

Ich bin mittlerweile von zwei sehr fitten Rentern quasi zwangsadoptiert worden. Die letzten drei Tage sind wir fleissig ueber Stock und Stein durch die Waelder getrabt. Die Strecke war sehr schoen, oft an und ueber Baecher und Fluesse und auch einmal an einem tollen Wasserfall vorbei.
Heute haben wir uns zu einem 0er Tag entschieden, was auch damit zu tun hat, dass es seit heute morgen heftig regnet (morgen soll's aber wieder besser werden, dann geht's zurueck in den Wald). Wir wohnen also heute in einem kleinen Huettendorf, dessen Besitzer ein grosser Deutschland-Fan ist und mich gerade mit seinem Golfwaegelchen ueber's Gelaende gefahren hat, um mir alles zu zeigen. Unsere Huette ist an einem kleinen Bach gelegen, wir haben ein eigenes Badezimmer und einen Ofen zum Pizza-Backen und sogar einen DVD-Player zum Filmeschauen. Besser wird's nicht mehr!
Apropos Film: Offensichtlich wird gerade das Bill Bryson Buch "A walk in the woods" (deutscher Titel: Fruehstueck mit Baeren), das mich zu dieser Wanderung inspiriert hat, irgendwo auf dem AT verfilmt. Mit Robert Redford und Nick Nolte in den Hauptrollen. Ich stelle mir gerade vor, wie ich nach fuenf Tagen im Wald mit entsprechender Geruchsaura einen Berg hochschnaufe und oben steht dann Robert Redford...

Montag, 5. Mai 2014

5. Mai, Greasy Creek Friendly Hostel

Nach 17 Meilen gestern , ist heute ein gemuetlicher Tag. Sitze gerade auf einer  Wiese in der Sonne vor dem Hostel und bin fuer heute genug gewandert. Morgen probiere ich was neues und zwar "slackpacking".  D.h. ich laufe nur mit Tagesgepaeck und mein grosser Rucksack wird mir abends gebracht. Es gehen zwar hier die meinungen etwas auseinander,  ob das ernsthaftes Wandern ist,  aber da es morgen nochmal ueber einen 6000 Fuss Berg geht, passt das schon. Rauf waere ja gar nicht so schlimm, aber bergab  geht das Rucksackgewicht fies auf die Knie. Und nachdem Tina leider immer noch mit Knieproblemen in Hot Springs festsitzt,  werde ich nun auch etwas vorsichtiger sein.

Samstag, 3. Mai 2014

3. Mai, Erwin

Zuerst einmal an alle Ingolstaedter: Ich hoffe, Ihr habt die Meisterschaft gebuehrend gefeiert!!!

Ich bin waehrendessen in 4,5 Tagen 70 Meilen von Hot Springs nach Erwin gelaufen. Leider bin ich nun ohne Tina unterwegs. Ihren Knien geht es immer noch nicht gut und so hat sie beschlossen noch laenger in Hot Springs zu bleiben. Ich hoffe, sie ist bald wieder auf dem Damm bwz. Trail und wir koennen noch die eine oder andere Meile zusammen zuruecklegen.

Die Hoehepunkte der letzten Tage waren:
- eine schoene Felsenkraxelei ueber die White Rocks Cliffs. Allerdings musste man auch hier aufpassen, nicht vom Wind davongeblasen zu werden.
- ein toller 360 Grad Rundumblick  bei klarer Sicht vom Big Bald
- die 1st of May Trail Magic am Sam's Gap. Es ist echt ungelaublich, was da auf die Beine gestellt wird. Auf einem Parkplatz am Waldrand wurden Hot Dogs und Hamburger gegrillt, es gab Salat, frisches Obst und Eis. Und ich habe ganz viele Leute wiedergetroffen, die ich unterwegs kennengelernt habe, aber z.T seit ueber zwei Wochen nicht mehr gesehen habe. Wie ein grosses Familientreffen (siehe Bild rechts).





 Heute bin ich dann gemuetlich sechs Meilen vom letzten Zeltplatz nach Erwin gelaufen und habe den Rest des Tages wanderfrei genommen. Statt dessen standen so wichtige Dinge wie Waeschewaschen, Essensvorraete erneuern und Pizzaessen auf dem Programm. Morgen frueh geht"s zurueck in den Wald, das Wetter soll auch die ganze kommende Woche schoen bleiben.


Ausblick beim Abstieg nach Erwin/ View while descending to Erwin

Blcik vom Big Bald / View from Big Bald

Wiedersehen mit Hidro bei der Trail Magic, leider war mein Eis schon stark angeschmolzen, so dass ich es mit dem Loeffel essen musste / Reunion with Hidro at Trail Magic, unfortunately the ice cream already started to melt away so I had to eat it with a spoon       



Montag, 28. April 2014

28. April, Hot Springs Oeffentliche Bibliothek, Picture Time

Wunderbares Wanderwetter in den Smokies (hier an der Grenze zwischen Tennessee und North Carolina) / Awesome hiking weather in the Smokies
Auf den letzten Meilen vor Hot Springs / Covering the last couple of miles before Hot Springs

Spaeter Osterhase / late Easter Rabbit

Trail Magic !

ein Trail Angel braet uns Burger / Trail Angel preparing our burgers
Ausblick in den Great Smoky Mountains / Great Smoky Mountains View
Tina im Kampf gegen den Sturm auf Max Patch / Tina fighting the storm on Max Patch
Gesellige Runde mit Huehnern auf der Standing Bear Farm / Get together with chickens at Standing Bear Farm
Ausblick von Max Patch / View from Max Patch       

Sonntag, 27. April 2014

27. April, Hot Springs

Und hier folgt der weitere Bericht ueber unsere Wanderung durch die Smoky Mountains.Nach schoenem Wetter in Gatlinburg musste natuerlich wieder ein verregneter folgen. So standen wir dann bei dichtem Nebel und Nieselregen an der Staatsgrenze zwischen Tennessee und North Carolina und stapften wieder zuruck in den Wald. Auf dieser Strecke soll es ganz tolle Ausblicke geben.  Leider kann ich dazu nichts sagen, weil wir ausser Nebel und tiefhaengenden Wolken nichts gesehen haben. War aber trotzdem eine schoene, maerchenhafte Stimmung. Ich haette mich nicht gewundert, wenn ploetzlich Trolle oder Feen auf dem Trail erschienen waeren. Ebenfalls nicht erschienen sind die  Baeren, von denen mir auch jeder versichert hat, dass ich in den Smokies ganz sicher einen sehen werde. Es war zwar mal einer nachts im Camp, weil so ein Depp mit seinem Essensbeutel im Zelt geschlafen hat. Aufgrund des grossen Geschreis, dass dann nachts um halb vier ausbrach, hat sich der Baer so schnell wieder verzogen, dass ich ihn nicht zu Gesicht bekommen habe. Dafuer habe ich zwei Koyoten gesehen. Den ersten hielt ich fuer einen jungen Wolf, musste mir dann aber sagen lassen, dass es in den Smokies gar keine Woelfe gibt. Ansonsten haben wir noch zwei Hirschkuehe, einen verspaeteten Osterhasen, unzaehlige Eichhoernchen und die eine oder andere Shelter Maus gesehen.  Die beiden letzten Tage in den Smokies wanderten wir bei warmen, schon sommerlichen Wetter den Hoehenzug entlang, um dann die Standing Bear Farm zu erreichen. Mit Landwirtschaft laeuft dort nicht mehr viel, wenn man mal von ein paar Huehnern absieht. Statt dessen wurden alte Scheunen und Schuppen in Unterkuenfte fuer Wanderer umgebaut. Sehr urig das ganze, vielleicht gelingt es mir ja bald mal wieder ein paar Fotos hochzuladen. Als wir am naechsten Tag weiter wanderten, wurden wir unterwegs von einer tollen Trail Magic ueberrascht. Es gab frisch gegrillte Burgers, frisches Obst, Chips, Cookies, alle moeglichen Soft Drinks. Frisch gestaerkt  machten wir uns an den Aufstieg zum Max Patch. Das ist ein Grasberg, von dessen Gipfel man einen tollen 360 Grad Rundumblick auf die Berge hat. Die, die man schon hinter sich gelassen und die, die noch vor einem liegen. Vorausgesetzt der Wind weht einem nicht davon.  Oder Teile des Rucksacks. Wir haben es aber wieder heil und mit unserer gesammten Ausruestung vom Berg runter geschafft.  Es folgten dann noch eineinhalb Tage Wanderung durch einen regenwald-aehnlichen Rhododendronwald bis wir heute unseren aktuellen Aufenthaltsort Hot Springs erreicht haben. Hier gibt's heisse Quellen, die wir morgen noch besuchen werden, bevor wir uns dann wieder ins Unterholz schlagen werden.

Montag, 21. April 2014

21. April, Gatlinburg

Wir sind nun den vierten Tag im Great Smoky Moutains National Park unterwegs und haben die 200 Meilen Grenze hinter uns gelassen. Am Samstag stapften wir bei Nieselregen recht unmotiviert durch den Schlamm. Wenigstens gab es abends im shelter nette Leute, ein waermendes Feuer und auch nur eine gut erzogene Maus (Feivel).  Fuer die Strapazen des Vortages wurden wir dann am (Oster-)Sonntag entlohnt. Blauer Himmel, Sonne, leichter Wind, also perfektes Wanderwetter. So erklommen  wir bester Laune den Clingman's Dome, mit 6.600 Fuss bzw. 2.300 m der hoechste Berg meiner Wanderung. Knapp unter'm Gipfel ist jedoch ein Parkplatz, so dass wir Bekanntschaft mit einigen Autotouristen machten. Diese konnten nicht verstehen, dass wir unsere Rucksaecke auf die Aussichtsplattform schleppten bzw. dass wir ueberhaupt von Georgia hier her gelaufen sind... Heute vormittag sind wir gemuetliche fuenf Meilen zur Newfound Gap gewandert ( Grenze zwischen North Carolina und Tennesee). Als wir dort aus dem Wald stolperten kam gerade das Bus Shuttle des oertlichen Sportschaeftes an, so dass unser Rueckweg in die Zivilisation  voellig problemlos verlief. Nach der Wildnis der Berge ist Gatlinburg ein ziemlicher Kulturschock, so eine Art Mischung aus Disneyland und Rimini  der Berge. Und ein bisschen Geisterbahn. Aber man kann hier sehr gut essen. Heute Abend gab's Lachs mit Caesar Salad und Suesskartoffel. Auf dem Rueckweg ins Hotel  sind Tina und ich noch vor einem Fruehstueckslokal stehen geblieben, um zu ueberlegen mi was wir uns morgen frueh staerken , bevor es dann zurueck in die Berge geht.  Manche moegen sich vielleicht wundern, warum ich soviel ueber Essen  schreibe.  Es ist einfach sehr wichtig,  dass man unterwegs genug und das richtige dabei hat. Also Finger weg von irgendwelchem "low fat " , "low calories" Zeugs. Und wenn man dann in die Naehe einer Stadt kommt, ueberlegt man sich schon mindestens zehn Meilem vorher, was man dort alles essen will. Die Camping- Kocher Kueche beginnt dann wieder frueh genug.

Donnerstag, 17. April 2014

17.April, Fontana


Leichte Wege kann jeder laufen / the road traveled less makes all the difference


Ausblick vom Wesser Bald / View from Wesser Bald

Ob uns jemand mitnimmt??? / Waiting for the shuttle to Franklin


Wir sind nun in Fontana, dem Eingangstor zu den Smoky Mountains. Die letzten Tage haben wir ziemliche Wetterkapriolen erlebt. Vor fuenf Tagen bin ich bei hochsomnerlichen Temperaturen den Wesser Bald hochgeschnauft. Oben musste ich dann auch noch einen Englaender, dem das Wasser ausgegangen war, vor dem verdursten retten. Vorgestern dann ein voellig anderes Bild: Tina und ich kaempfen uns durch eisigen Wind und Schneegriesel den cheoah Bald hinauf. Dabei wurden wir auch noch von den Baeumen entlang des Weges mit Eiszapfen beworfen. Als wir den windgeschuetzten Camp Site erreicht hatten, war dieser bereits fest in europaeischer ( ueberwiegend deutscher) Hand. Die  Amerikaner sind bei dem miesen Wetter ueberwiegend bei Bier und Burgern im NOC sitzen geblieben. Nach einer sehr kalten Nacht, ist das Wetter jetzt wieder wunderbar fruehlingshaft. Der Wald wird langsam gruen und es faengt immer mehr zum Bluehen an.Bevor wir dann morgen die ganz hohen Berge angreifen, laufen wir noch ueber den Fontana Dam, den groessten Staudamm in den Osten der USA. Euch allen ein frohes Osterfest und ein schoenes langes Wochenende!